Trial des Vestiges Moudon 2005 by Beat Montanus

Das Telefon

 Ein schwüler Sommerabend im Juni. In der linken Hand eine Flasche Hopfentee,

in der rechten Hand Pringels. Auf der Mattscheibe jagt Derrik Wühlmäuse, die seine

Hauskatze gefressen haben.

 

Da ……….. Das Telefon klingelt. „Hoi Beat, Patrick“. „Es gibt da so ein Trial

in Moudon ……… und ich würde Dir meine neue 4-Takt Honda-Montesa….“.

Die Bierflasche liegt auf dem Boden und der Saft prickelt über den Teppich.

Auch der Hund jault vor Freude und das Telefon rutscht mir fast aus der

feuchten Hand. Vielen Dank, gern. Wann machen wir ein Probetraining?

Ich lege den Telefonhörer auf und nehm den Fuss runter vom Schwanz des Hundes.

Ab zur Garage. Helm, Stiefel, Handschuhe alles noch da. Zum Kleiderschrank oberste

Ablage ganz hinten, da liegen doch wirklich noch meine alten Trainingshosen.

Glück gehabt, die Dinger sind super elastisch. Geil ich seh aus wie Mick Jagger.

 

Endlich, nach drei Wochen wieder Patrick am andern Ende ..

„hei chunsch morn zabig uf Lufinge“?

 

In der Grube kann ich’s kaum erwarten nach gut 20 Jahren auf so ein Hightech

Eisen zu steigen. Sagenhaft wie das Höbeli schnurrt. Wie der Dampf elastisch aus

dem Keller kommt, einfach super. Nun nach einigen Kehren läuft mir schon der

Schweiss über die Brille, dabei nehme ich Fachmännische Tipps von Patrick entgegen.

Zum Abschluss trau ich mich sogar über die mir Furchteinflössende Doppelstufe.

Mein oberstes Gebot war aber immer, nur dieses edle Teil nie wegschmeissen.

 

Endlich, Samstag 24. August. Erst mal bei Patrick in Zürich den Töff abholen.

Da steht er, springt ungeduldig vom Hinter- aufs Vorderrad und wird endlich im Bus

Festgezurrt. Patricks Bulto hängt hinten an seinem Auto und ist noch im Tiefschlaf.

 

Am 1. Tag des Trials hatte ich noch einige Mühe mit den Feinheiten der Kupplung.

Schwierigkeiten bereitete mir in der 2. Runde das Erinnerungsvermögen, wie die

Sektion denn so verläuft. Also langsam einfahren und vorausschauen, wo's denn langgeht.

Meistens ist aber Patrick vorausgefahren und hat mir die Linie gezeigt und auch gleich

alles Nuller hingezaubert. Wer von uns zwei fährt denn nun eigentlichmit der neuesten

Errungenschaft der Trialtechnik? Immer wieder erkannte ich Kollegen von früher.

Komisch, dass die mich nicht mehr ansprechen, habe ich mich doch überhaupt nicht

verändert. Das ging soweit, dass ich denen erst mal meinen Namen sagen musste.

Ja so ist’s halt, was die Töff`’s an Gewicht abgespeckt haben, ist bei mir dazugekommen,

Also: Unentschieden.

 

Der 2. Tag Sonntag. Da hat mich wohl der Ehrgeiz so richtig gepackt und ich wollte

nun wirklich das letzte rausholen, was auch nach einigen Zitterpassagen ganz gut

aufging. Dazu motiviert wurde ich natürlich von Patrick, der die 68er Bulto unglaublich

ruhig und gekonnt durch diese nassen Passagen führte.

Dann, so an Sektion 5 steht neben mir eine AJS Jahrgang XY. Ihr Reiter ein Belgier

der das Teil unglaublich beherrscht und auch auf unserer schwierigen Spur durch die

Sektionen prügelt. Die Tücke hat’s halt in sich, dass ihm beim Gasgeben aus dem Eck

raus der Saft im Vergaser einfriert. Den tollen Alteisenhaufen ankicken und

sich ne 5 knipsen lassen. An der nächsten Sektion steht er neben mir.

 

He … das ist ja der Alex Stampfli, gar kein Belgier. Smalltalk…., Smalltalk …

Nächste Sektion, er stürzt sich in die Steilhänge, kurz vor dem letzten Eck, paff …

und der Bock bleibt wieder stehen!

Ja Alex merke dir! Alte Motorräder sind wie alte Weiber, am schönsten auf alten Fotos.

 

Hat Patrick am Samstag mit 1 Pünktchen mir sagenhafte 8 Punkte abgenommen, so

kämpfte er heute Sonntag mit den Tücken der nostalgischen Federelemente.

Über eine schmierige Felsenstufe verschlägts ihm den Bock 2 oder 3 Punkte. Schade

schon das Mehrfache vom Vortag.

Ich klemmte mir so richtig den Arsch zusammen und schaffte wirklich die Erste Runde clean.

In der zweiten konterte Patrick, kein Pünktchen. Bravo, sackstark. Mir hat’s einen

Reingehauen, schei…..

 

Schönes Trial, einfache Sektionen. Genau das richtige um so richtig Spass zu haben.

Auf der Heimfahrt gehen schon mal Gedanken durch den Kopf, soll ich mir wieder

so was kaufen? Eigentlich will ich doch wieder nach Brasilien, Enduro fahren…..

 

Danke Patrick, das war ein tolles Wochenende.