Mark Frei
Mark wurde am 8. Januar 1924 in Kilchberg geboren. Die Rasenrennen auf dem Höckler Zürich zogen ihn schon als Jungen magisch an. Einmal haute er als Bube am Sonntag vom Religionsunterricht ab, weil er die Rennmotoren vom Höckler Rasenrennen bis in der Kirche Wollishofen hörte. Der Pfarrer rannte ihm noch nach, aber vergebens... Zu Beginn des 2. Weltkrieges besuchte er 1939 bis 1942 die Metallfachschule in Winterthur. Als 18-jähriger musste er dann zwei Jahre Militärdienst als Funker leisten, immer mit der Angst, dass die Hitlertruppen doch noch in die Schweiz einfallen könnten. 1944 bis 1946 arbeitete er in der ITT-Fabrik in ZH-Wollishofen, wo er Telefone montierte. Nach dem Krieg beschloss er, eine zweite Lehre als Radioelektriker zu absolvieren. Für den Service der schweren Röhrenradios erhielt er vom Geschäft ein Auto gestellt, was damals ein grosses Privileg war.
Zum Motorrad kam er durch seine ältere Schwester Rosemarie, die ihn zu regionalen Rennveranstaltungen (Motocross, Grastracks) mitnahm, weil sie Fan der Rennfahrer war, aber von ihren Eltern nicht erlaubt wurde, allein zu solch schrecklichen Veranstaltungen zu gehen. Ihr Feund (nicht Rennfahrer, aber Bademeister, dann Konditor) und späterer Mann Alfred Giannini fuhr auf der Strasse Touren mit einer BMW R600, was Mark faszinierte.
Nach dem Krieg kaufte sich Mark 1946 mit dem ersten Lohn sein erstes Motorrad bei Otto Frey, eine schnelle 125er Puch mit Doppel-Kolben Einvergaser und machte damit die Motorradprüfung. Von nun an lernte er die Welt kennen und fuhr auch mit Rose und Alfred bis Südfrankreich in die Ferien. Mit steigendem Lohn folgte 1949 eine Doppelvergaser Doppelkolben Puch 125 (wow, tönt ja mega...). 1952 stieg er dann auf eine 350er Horex auf, welche sich aber nicht als standfest erwies. Bald gab er diese bei Hans Taveri (dem älteren Bruder von Luigi) in Horgen gegen eine NSU Max 250er Viertakt in Zahlung. Diese NSU war eine hypermoderne 4-Takter, mit welcher von der Deutschen Werksmannschaft viele Rennen gewonnen wurden. Mark begann sich bald fürs Gelände zu interessieren und nahm bereits 1955 an der ersten Geländekonkurrenz auf NSU Max teil.
1956 kaufte er sich dann eine echte Gelände Maico mit hochgelegtem Auspuff, mit welcher er erste Erfolge an den Geländefahrten einfuhr, was ihm auch die Unterstützung von der Maico-Vertretung einbrachte. Am 1. Zürcher Trial in Kloten fuhr er auf den 1. Platz, ex aequo mit René del Torchio. René und Fredy von Arx lernte er kennen, weil er diese Motocross trainieren sah, an der Bahnlinie Zürich - Baden. 1956 gründeten die 3 plus Hans und Max Sonderegger, Karl Plüss und Jack Guldener den Gelände Sport Club Zürich GSCZ, welcher auch dieses 1. Trial im Kanton Zürich in Kloten organisierte.
Mit der Maico fuhr er fast jedes Wochenende eine Geländefahrt und musst dann unter der Woche jeweils die (abgebrochenen) Kolbenringe ersetzen. Diese bekam er als guter Fahrer zum Glück von der Maico-Vertretung gratis. Doch diese Service-Arbeiten nervten auf die Dauer.
Hinweis: Teils klappen beim click auf ein Foto diese grösser auf:
1949 Mark auf Doppelkolben Puch 125 | 1955 NSU Max 250 4 Takt |
Mark auf NSU Max in Kloten 1955 mit Zigarette | Mark auf Maico 250 mit vorderer Schwinge Geländefahrt Huttwil 1957 |
Mark auf Maico 250 mit hochgezogenem Gelände-Auspuff beim Trial Kloten vom 24.3.1957 |
Mark auf Maico 250 mit vorderer Schwinge beim Höckler Trial 25.8.1957 |
Mark auf Maico 250 Trial Höckler 1957 mit hohem Lenker (wow, viele Zuschauer) |
Mark auf Maico 250 beim Trial Wassberg 1957 |
Mark abonnierte das Englische Motor Cycle Magazin und war immer auf dem neusten Stand seiner Englischen Trial Idole Gordon Jackson und Sammy Miller. Er kaufe sich auch das 1. Trial Buch "Trials Riding by Max King", welches damals die Bibel des Trials war (und er immer noch besitzt). In seinem Studium stiess er auf die Ariel 500 HT5, welche mit 134 Kg leichter war, als die AJS 350 mit 147 kg und mehr Bodenfreiheit aufwies. Via seinen Clubkollegen René Del Torchio wurde 1958 kuzerhand ein solcher Dampfhammer importiert, welcher in einer Kiste aus UK ankam und mit René zusammengesetzt wurde. Dies war ein echtes Trialmotorrad, wo bereits Verbesserungen von Sammy Miller einflossen. Die HT5 war zudem ein sehr zuverlässiges Motorrad. Er fuhr damit sowohl Trial als auch Geländefahrten.
Leider stürzte er am Trial Ebmatingen (Wassberg) vom 18. Mai 1958 unglücklich und kugelte sich den Knöchel aus, weil der Fussraster genau dort einschlug (war ja nicht klappbar wie heute). Aber bereits am 2. Höckler Trial im Herbst konnte er wieder starten.
Mark auf Ariel HT 5 beim Trial Höckler 1958 | Mark auf Ariel HT 5 beim Trial Höckler 1958 |
1958 Trial Regensberg, Ariel 500 | |
1958 Trial Wassberg | 1958 Trial Wassberg |
1959 Trial Yverdon, 2. Rang | 1959 Trial Yverdon |
Mark fuhr mit der Ariel 500 auch diverse Geländefahrten, wo er 1959 bei der Schweizermeisterschaft der Klasse 500 ccm National auf den 2. Rang fuhr ! Die HT5 war ein sehr zuverlässiges Motorrad. Auf den Fotos sieht man übrigens sowohl bei Trials als auch Geländefahrten die Startnummer 73.
1959 Geländefahrt Säuliamt | 1959 Geländefahrt Säuliamt |
1959 Geländefahrt Säuliamt | 1959 Cross Training Kiesgrube Niederglatt |
Übrigens kam der Motorradjournalist und GSCZ-Mitglied Klaus "Fifi" Fischer wegen Mark zum Trial. Mark musst auf dem Weg zum samstäglichen Training auf dem Wassberg am Bellevue an einem Signal anhalten. Es hielt ein schmächtiger Jüngling neben ihm auf einer 125er Puch. Dieser lauschte fasziniert dem irren Sound der 500 ccm Ariel. "Fahret Sie Motocross?" wollte Fifi wissen? "Nein, Trial. Komm doch mal zum Wassberg ..." erwiderte Mark. Fifi fuhr später diverse Motorrad Sportarten. In die Annalen ging seine Teilnahme am Scottish Sixdays Trial 1964 ein, an welchem er auf Greeves bester Schweizer vor dem damaligen mehrfachen Schweizermeister Ruedi Wyss und vermutlich "best foreigner" wurde. Dies, weil Fifi sehr gut Englisch sprach und die Zuschauer an den Sektionen um die beste Linie fragte. Der Berner Wyss sprach nur Bärndüütsch und fuhr einfach rein, schliesslich war er ja Swiss Champion...
Die Geländefahrten wurden 1959 im Kanton Zürich verboten. Zudem heirateten Mark und Arlette 1960 und so verkaufte er die 500er Ariel Ende 1959 infolge Familiengründung, und auch wegen deren hohen Gewicht an Robert Kunz. Am 28. Februar 1961 kam mein Bruder Jean-Marc zur Welt und ich 1964.
Mark bekam für ein paar Trials noch eine 125 CZ gestellt, konnte sich aber damit nicht anfreunden.
Er kaufte 1962 seine erste Triumph Tiger Cub 200, welche er fürs Trial umbaute.
Trial Wassberg 1962, Triumph 200cc
Später kaufte er dann eine zweite, originale, leichte Trialversion der Tiger Cub, mit welcher er bis 1965 Trials fuhr.
ca 1963 Training in Oberiberg | |
Triumph Tiger Cub 200 |
Die Tiger Cub wurde immer heiss mit entsprechendem Leistungsverlust. PS war ja nicht gerade üppig vorhanden, so ca 10 PS (nach den 25 PS der Ariel). Aber Mark hatte sonst eigentlich Freude an dem Chlopferli.
Nach Fifi's Erfolg in Schottland, kaufte Mark dann von Charly Fidler eine Greeves 250, welche mega Power hatte. Damit startete er 1965 auch am internationalen Trial du Montbéliard in Frankreich mit 100km Runde und Dorfpolizisten, welche den Verkehr abriegelten, wenn ein Trialfahrer kam.
Stufe in der Stadt Montbéliard (war vermutlich kalt, da Ohrenschutz ausgeklappt)
Greeves 250 Höckler Trial 1967 | Mark und Jean-Marc Sie fuhren mal so über den Albis Pass...! |
Mark links mit Cigarillo, Greeves, dahinter Paul Fuhrer | Training in einer Kiesgrube |
1968 on Greeves Oberiberg | 1968 Greeves beim Alpentrial Oberiberg |
Link zu meinem youtube
clip, gefilmt von Karl Miescher Super 8: Mark in action 1965 Trial Läufelfingen |
Webmaster Patrick 1968 vor Greeves |
Am 6. Dezember 1968 (Samichlaus) kaufte Mark bei seinem GSCZ Kollegen Chlaus "Fifi" Fischer (kurz mit offizieller Bultaco Vertretung) sein letztes Trial Motorrad: Eine Bultaco Sherpa T 250, M49, , Rahmennummer 0068, welche von seinem Idol Sammy Miller entwickelt worden war und damals die Referenz darstellte.
Ich bin 1980 mit 16 Jahren damit an meinem 1. SAM Trial in Burgau gefahren. Die Bulto wurde 2002 restauriert und ich fahre damit heute an Twinshock Trials (wenn ich nicht gerade meine 4-Takter Honda TL 250 wähle...).
Mark fuhr 1970 auf der Bultaco das Alpentrial in Ftan und das Alpentrial Oberiberg (im Schnee) bei der Kategorie National. Dann löste er keine Lizenz mehr und fuhr nur noch in der Kiesgrube bei Clubtrials.
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Trial Oberiberg 1970 im Schnee |
6. Dezember 2008:
40 Jahre Bultaco M49 |
1974 kaufte er mir (10 jährig) und meinem Bruder Jean-Marc eine Yamaha DT 50 ccm Enduro, 1975 eine Bultaco Brinco 75ccm und 1976 eine Bultaco Sherpa T 125. Aber das ist eine andere Geschichte. Siehe auch Webmaster.
Die 1959 verkaufte Ariel wechselte übrigens zweimal Hände und landete im Keller des letzten Besitzers Hans Saner in Utznach, wo sie 40 Jahren dahin rostete. Mark rief den Hans in den 80er Jahren mehrmals an, aber es war mehr Neugier über seine HT5 denn der Wille sie zu kaufen und zu restaurieren. Als der Besitzer starb wollte die Witwe das verrosteten Ding im Keller los werden. Ein lokaler Motorradhändler hat sie wohl "entsorgt“. 2010 erzählten mir Ueli Schmid und Beat von einer restaurierten HT5, welche in der FAM-Szene auftauchte. Ich arrangierte ein Treffen mit dem neuen Besitzer und Mark, 86 Jahre alt, konnte seine Beine wieder auf den Sattel der Ariel schwingen. Ein glücklicher Moment für ihn. Die Ariel, nun fahrfertig, schön restauriert, bleibt mit diesem Kollektor und ich habe keinen Platz, um sie zu kaufen. Allerdings, wenn ich an einem Twinshock-Trials eine seltene Ariel vorbei stampft, dann hüpft mein Herz vor Freude.
Marks Ariel HT5:
Wiedersehen nach 50 Jahren
Mark fuhr von den Anfängen 1957 bis 1970 Trial in der Klasse National. Ganz zur Spitze reichte es ihm nicht, aber er hatte immer Freude am Fahren und an der Technik. Der Virus ist auf mich übergesprungen. Danke Paps! Trial erfüllt das Leben und gibt ein Ziel.
Dies sind leider alle Fotos von damals.
Danben habe ich noch 1 Foto von Rene Del Torchio auf Triumph Twin 500, ca 1958
und René beim Höcklertrial 1973:
Video clip Super 8 (filmed by Mark)
und von Hans-Ruedi Menzi , welcher mir als Junior einige Trialkurse gab.
Hansruedi Menzi beim Trial St. Blaise 1967 auf Greeves
Patrick Frei (Jg 1964), Webmaster (April 2012)